Radio-Therapie im HNO-Bereich


Dadurch, dass sich Tumorzellen schnell und ohne Kontrolle vermehren, sind sie viel empfindlicher auf Strahlen als gesunde Zellen. Weil sich bösartige Zellen rasant vermehren, können Radio-Strahlen die Tumorzellen an ihrer weiteren Teilung hindern und somit das Wachstum des Tumors verhindern.

Zur Behandlung einer Krebserkrankung werden auf der Radio-Onkologie unterschiedliche Strahlen eingesetzt, überwiegend aber Photonen. Photonen sind Teilchen, welche keine Ruhemasse besitzen. Es sind Strahlen in Form von Licht.
Während der Therapie spürt, sieht hört und riecht man die Strahlen nicht. Man hört nur die Betriebsgeräusche, die von den Geräten, welche die Strahlen produzieren stammen.


Vorbereitungen

Nachdem das Vorgehen interdisziplinär (Personen verschiedener Disziplinen besprechen zusammen das Vorgehen) besprochen wurde, erhält man eine Einladung für die Erstkonsultation in der Klinik für Radio-Onkologie. Die Erstkonsultation beinhaltet ein Gespräch und eine kurze Untersuchung durch den behandelnden Arzt. Bei dieser Visite wird das geplante Vorgehen erklärt, man erhält Informationen zur Höhe der Strahlendosis und den möglichen Nebenwirkungen. In dieser Konsultation hat man die Gelegenheit Fragen zu stellen. Ausserdem wird einem nochmals die eigene Erkrankung genau erklärt. 
Nach der Erstkonsultation, werden die Behandlungsmethoden und die individuelle Krankheitssituation den Chefärzten und den anderen Ärzten auf der Station für Radio-Onkologie vorgestellt. Zusammen wird entschieden, welche Vorbereitungsschritte für die jeweilige Erkrankung von Nöten sind. Anschliessend erhält man einen Plan mit den Daten für die jeweiligen Vorbereitungen. In Abwesenheit des Patienten wird die individuelle Therapie durch die Ärzte geplant. Sie benötigt am meisten Zeit. 
Maske mit Linien
Zu den Vorbereitungen gehören eine Bildaufnahme (z.B. CT oder MRI) mit einer Maske. Die Maske dient zur Fixation des Kopfes. Es ist wichtig, dass man sich während der Therapie nicht bewegt, da die Strahlen millimetergenau genau verabreicht werden. Die Maske wird aus einer Platte aus Plastik hergestellt. Die Platte wird in einem Wasserbad weich gemacht und anschliessend auf das Gesicht gelegt. Sobald die Maske der Form des Gesichtes und des Kopfes angepasst und getrocknet ist, zeichnet die Medizinisch Technische Radiologie-Assistentin(MTRA) Positionierungslinien auf die Maske.
Danach wird man mitsamt der Maske in das CT oder MRT geschoben und die Bilder werden angefertigt. 
Strahlenschutzschiene

Als weiterer Schritt folgt die Vorstellung beim Kieferchirurgen. Der Zahnarzt beurteilt der Zustand der Mundhöhle und der Zähne. Manchmal ist es notwendig noch vor der Therapie Zähne zu flicken oder sogar zu ziehen. Während und noch lange Zeit nach der Strahlentherapie sind die Zähne sehr kariesanfällig. (Man sollte seinem Gebiss noch Jahre danach sehr Sorge tragen!!!!) Wenn der Zahnarzt nach der Strahlentherapie einen Zahn reparieren muss, ist das viel schwieriger und aufwändiger als bei jemandem der nie durch Strahlen behandelt wurde. Zur Kontrolle beim Zahnarzt gehört ausserdem eine dentalhygienische Reinigung der Zähne. Ebenfalls wird eine Strahlenschutzschiene angefertigt und man erhält verschiedene Hinweise zur Pflege der Zähne und des Mundes während und nach der Therapie. Die Strahlenschutzschiene sollte man während der Bestrahlung und am Abend während einer halben Stunde tragen. Am Abend sollte man die Schiene mit Fluoried Gelée füllen und tragen. Zur Pflege der Zähne ist es ratsam die weichste Zahnbürste und Zahnpasten mit einem niedrigen PH-Wert zu benutzen, da die ganze Mund- und Rachen-Region während der Therapie sehr leidet. 
Nachdem der Zahnarztbesuch erfolgte, wird Blut abgenommen um die Leukozytenwerte (weisse Blutkörperchen) zu bestimmen. Leukozyten sind im Organismus verantwortlich, zum Beispiel schädliche Krankheitserreger unschädlich zu machen. Aber sie haben auch noch viele weitere Aufgaben. 
Nachdem die Werte bestimmt worden waren,  habe ich von der Pflege ein Büchlein mit Ernährungstipps während der Therapie und eine spezielle Mundspülung erhalten. Danach durfte ich noch auf die Waage stehen und mein Gewicht wurde bestimmt. Erst jetzt konnte die eigentliche Bestrahlung losgehen.



Der Bestrahlungsablauf
Die gesamte Strahlendosis wird meist nicht auf einmal verabreicht, sondern auf mehrere Sitzungen aufgeteilt. Oft ist es eine Sitzung pro Tag, manchmal mehr, das ist sehr individuell. In der Woche wird man an fünf Tagen bestrahlt. Am Wochenende muss man in der Regel nicht zur Bestrahlung gehen, ausser das Gerät hat eine Panne oder es kommen Feiertage dazwischen.


Man geht also zur gewünschten Zeit in die Klinik für Radio - Onkologie und wartet bis man aufgerufen wird. Anschliessend zieht man sich jeglichen Schmuck ab legt die Strahlenschutzschiene in den Mund und nimmt auf der Liege platz. Danach wird einem die Maske angelegt mit welcher man gleichzeitig auf dem Tisch fixiert wird. Danach bekommt eine Rolle unter die Knie geschoben damit man bequemer liegen kann. Anschliessend erhält man einen Gummiring in die Hände gedrückt. Mit dem Ring kann man sich melden, wenn man sich unwohl fühlt oder sonst irgendetwas nicht in Ordnung ist. Auch wenn ich den Ring während meiner Therapie nie benützte, war ich immer sehr froh etwas festes in den Händen zu halten, der Ring gab mir während der Zeit in der ich fixiert war immer sehr viel Halt.

Danach fahren die MTRA's die Liege so nah zur Bestrahlungsquelle hoch wie es durch den Arzt verordnet wurde. Weitere Einstellungen werden vorgenommen. Der Tisch kann in verschiedene Positionen verstellt werden. Der Tisch kann hoch, auf die Seite und nach hinten gefahren werden. Zudem kann der Tisch auch leicht auf beide Seiten gekippt werden. 
Sobald man in der vom Arzt erwünschten Position liegt, löschen die MTRA's das Licht, richten die Laserlichter auf die auf der Maske aufgezeichneten Linien. Nun schliessen die MTRA's die Türe und verlassen den Raum. 
Durch Videokameras und einer Gegensprechanlage können die MTRA's den Kontakt zu einem halten. 
Damit die Fortschritte der Therapie kontrolliert werden können, folgt während der Bestrahlung, das Röntgen der zu bestrahlenden Region. Die nun auf dem Monitor erscheinenden Bilder werden sofort mit den Bildern die beim Planungs-CT entstanden sind, verglichen. Anschliessend erfolgt ein zweites Röntgen um die Position der Lage zu überprüfen. Davon kriegt man jedoch nichts mit. Mit dem Durchleuchten der Tumorregion kann sichergestellt werden, dass man haargenau so liegt wie man sollte. Damit ist die punktgenaue Bestrahlung des Tumors möglich. 
Jetzt erhält die MTRA den Befehl: START und die Bestrahlung beginnt. Das Bestrahlungsgerät bewegt sich nun um den Tisch. Die MTRA überwacht den Vorgang und greift ein falls etwas nicht so läuft, wie erwartet. Die Strahlen können weder gesehen noch gespürt werden. Während der Bestrahlung hört man manchmal ein Rauschen oder ein Surren. Diese Geräusche stammen vom Magneten und vom Kühlungssystem des Beschleunigers. Sobald die Bestrahlung fertig ist, schaltet das Gerät automatisch ab. 
Was hier nach langem Ablauf aussieht, ist in Wirklichkeit nur ein kurzes Verfahren das ungefähr 15 Minuten dauert. Nach der Bestrahlung darf man in der Regel nach Hause gehen. 
Während der Dauer der ganzen Bestrahlung wird man regelmässig medizinisch und ärztlich überwacht. Hier können allenfalls eingetroffene Nebenwirkungen erkannt und behandelt werden. 



Allgemeines Befinden: 


Die Nebenwirkungen sind abhängig von der Strahlenart, der Gesamtdosis und der Bestrahlten Körperregion. Während der Behandlung durch Strahlen ist der Organismus belastet und deshalb anfälliger für Krankheitserreger. Ich zum Beispiel erlitt kurz nach Beginn der Therapie eine Magen-Darm-Grippe. Die tägliche Reise und der Besuch in der Klinik für Radio-Therapie, die einen an die eigene Krankheit und somit an den schrecklichen Ausgang erinnert, wenn man die Krankheit nicht behandelt, können belastend sein. Dies wirkt sich manchmal durch Müdigkeit aus. Damit die Müdigkeit aber nicht zu einer grossen Belastung wird, gibt es einige hilfreiche Methoden: autogenes Training, Abwechslung zwischen Aktivität und Entspannung, ect. Wenn ein Patient darunter leidet, ist es sehr wichtig, dass er dies bei einer Kontrolle durch den Arzt anspricht. Im Gespräch lassen sich oft Lösungswege finden um mit der Müdigkeit umzugehen.
Einige Menschen sind nach der Bekanntgabe der Diagnose tief schockiert und fallen in ein Loch, das aus Trauer und Hilflosigkeit besteht. Dafür steht ein speziell geschultes Fachpersonal zur Verfügung, die Psycho-Onkologen.
Wenn die Bestrahlung über die Haut (perkutan) erfolgt, kann die Haut rau und straff werden. Verbrennungen sind seltener geworden. Um diese Nebenwirkungen so klein wie möglich zu halten ist es wichtig, dass man die Haut mit einer milden Seife wäscht und sie mit einem weichen Tuch trocknet. Das Rasieren der bestrahlten Stelle sollte unbedingt vermieden werden.
Falls die Strahlenbehandlung in einem behaarten Bereich erfolgt, können die Haare ausfallen. Leider gibt es dagegen noch keine hilfreiche Strategie.


Nebenwirkungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich

Da in diesem Bereich sehr empfindliche Organe wie Mund, Nase, Rachen, Hals und Kehlkopf bestrahlt werden, führt dies oft zu vorübergehenden Veränderungen von Geschmacksempfindungen. Die Mundschleimhaut kann austrocknen, Schluckbeschwerden und unangenehmer Geschmack im Mund, eine belegte Zunge und Zahnfleischentzündungen sind die Folge.
Wenn eine Speicheldrüse bestrahlt wird, wird der Speichelfluss zäh und ist im Gegensatz zu vorher vermindert. Dies kann später die Bildung von Karies und Entzündungen des Zahnfleischs fördern.
Damit diese Nebenwirkungen in Schach gehalten werden können, sind die Anwendung von präventiven Massnahmen wie: gründliche aber milde Mundpflege, Spülungen mit Salbeitee und regelmässig Wasser in kleinen Schlucken zwingend. Am besten vermeidet man den Konsum von Alkohol und Nikotin während der Behandlungszeit.
Etwa drei Monate oder auch später können Veränderungen in Folge der Strahlentherapie auftreten, sie werden als Spätreaktionen bezeichnet. Sie beruhen auf Gefässverengungen und Narbenbildung. Die Haut kann sich verfärben und verhärten. Die Mundtrockenheit und der Geschmacksverlust können durch eine eventuelle Schädigung der Speicheldrüsen wieder auftreten. Schädigungen der Knochen und Zähne sind eine sehr gefürchtete Spätfolge. Deshalb ist es sinnvoll, nach Beendigung der Strahlentherapie öfters als einmal im Jahr zum Zahnarzt zu gehen.


Abschluss der Behandlung

Die Bestrahlung ist abgeschlossen, wenn die geplante Höhe an Radiostrahlen verabreicht wurde. Manchmal folgt danach noch eine Chemotherapie oder eine Operation. Wenn der Tumor jedoch mit Strahlen erfolgreich bekämpft werden konnte, erfolgt zum Schluss der Therapie eine Abschlussuntersuchung beziehungsweise ein Abschlussgespräch, bei dem das weitere Vorgehen besprochen wird. Einige Wochen nach Beendigung der Bestrahlung muss der Patient zu einer ärztlichen Nachkontrolle auf die Radio-Onkologie erscheinen, denn die Akutnebenwirkungen halten nach Abschluss der Strahlentherapie noch für einige Wochen an. Um diese Nebenwirkungen zu beobachten und allenfalls notwenige Massnahmen einzuleiten ist dieser Termin von Nöten.
Sobald die Nebenwirkungen jedoch abgeklungen sind, sollte man wieder seinem gewohnten Leben nachgehen können.
In regelmässigen Abständen finden der Situation entsprechend Nachkontrollen statt. Im Falle eines Hals-Nasen-Ohren Tumors sind dies Kontrollen beim HNO-Arzt und in der Klinik für Radio-Onkologie.


Ungefähr nach drei Monaten wird man zu einem MRI aufgeboten. Die dabei entstandenen Bilder werden mit den Bildern vor der Strahlentherapie verglichen und in einem gemeinsamen Gespräch besprochen.

















2 Kommentare:

  1. Die Seite hat mir echt weitergeholfen! Ich hab zar auch eine sehr gute Beratung für meine HNO Operation bekommen, aber man sichert sich ja manchmal doch lieber einmal zu viel ab! :-) Danke!

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