Donnerstag, 19. April 2012

Schmerzen und Probleme von Anderen; eine Herausforderung für mich

Wie könnte es anders sein? Der Schmerz ist wohl bei jedem Krebs-Patient früher oder später ein Thema. Also ein wohlbekanntes Thema für alle meine Leidensgenossen...
Weshalb komm gerade ich, ich die den Tumor besiegt hat, gerade auf dieses Thema. Leider; man kann es aber auch von der positiven Seite her betrachten: Gott sei dank, verspüre ich Schmerzen. Denn ohne diese  lästigen Empfindungen hätte ich nicht bemerkt, dass etwas nicht stimmt (ich beziehe mich jetzt hauptsächlich auf die momentane Synovitis, aber auch auf den Beginn meiner Krankheit mag die oben erwähnte Definition zutreffen).
Die Internationale Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (International Association for the Study of Pain, IASP) schlägt folgende Definition für Schmerz vor: "Schmerz ist eine unangenehme sensorische und gefühlsmässige Erfahrung, die mit akuter oder drohender Gewebeschädigung einhergeht oder in Form solcher Schädigungen beschrieben wird. Schmerz tritt bei Krebserkrankungen sowohl in akuter als auch in chronischer Form auf."
Aber jetzt mal abgesehen von Krebskranken, kennt jeder sagen wir mal "Normalo" auch Schmerz.
Ich werde fast jeden Tag mit Menschen konfrontiert, die mit ihren Schmerzen oder auch anderen Problemen zu mir kommen und sich Verständnis ihrer Situation gegenüber von mir erhoffen. Das ist eine grosse Herausforderung für mich. Obwohl ich sehr gerne helfen und die Hilfsbereitschaft, eine typische Eigenschaft und tolle Fähigkeit von mir ist. Sind mir die Probleme "Anderer" manchmal zu viel. Oder dann bin ich auch einfach genervt, weil ich das Gefühl habe, jeder der irgend ein Problem, egal welcher Art hat, kommt zu mir.
Gestern, nach einem anstrengenden Arbeitstag und einer supertollen Reitstunde, sass ich im Zug und studierte diesem Problem nach. Ich glaube der Grund war dieser, dass mir der Reitlehrer erzählte, dass er seit über drei Tagen Kopfschmerzen hat. Im Zug habe ich dann darüber nachgedacht, wie lange mir eigentlich meine Synovitis schon Schmerzen bereitet. Erschreckend stellte ich fest, dass dies auch schon über ein halbes Jahr so ist. Tagtäglich verspüre ich Schmerzen. Ich könnte jeden Tag meinen Kolleginnen sagen, dass ich Schmerzen habe und es mir nicht gut geht. Aber ganz ehrlich: das ist mir schlichtweg zu dumm.
Mir ist jedoch gestern im Zug bewusst geworden, welche Patience ich habe und noch lange nicht aufgrund dessen verzweifelte. Einerseits war ich unglaublich stolz auf diese Leistung andererseits merkte ich plötzlich, dass ich auch gerne einmal jammern würde und von anderen Verständnis erhalten würde, weil mir plötzlich bewusst wurde, dass mir die Schmerzen langsam aber sicher auf den Keks gehen. Aber ich habe mich einfach nicht dafür, zu jammern. Ich bekomme/bekam ja schon genug "Extrawürste" nur wegen meiner Krankheit und jetzt wo fast alles palleti ist, sollte ich nochmals eine "Extrawurst" erhalten. Nein, nein, das will ich nicht. Und doch manchmal, wünschte ich mir auch den anderen zeigen zu können, dass ich Schmerzen habe und von ihnen Verständnis erhalten würde, dass lange andauernde Schmerzen (auch wenn die Intensität der Schmerzen auf der Schmerzskala nicht gerade die 10 ist).
Ich fragte mich gestern aber auch, weshalb viele "Normalos" mit ihren Problemen zu mir kommen. Ist es das, dass ich schon so viel in meinem so kurzen Leben erlebt habe und sie sich deswegen denken, dass ich ihnen ihrer Situation, entsprechend sinnvolle und hilfreiche Tipps erteilen kann? Oder ist es einfach das, dass sie denken, dass ich sie mit ihrem Problem verstehen kann und ihnen Aufmerksamkeit schenken, was manche so sehr brauchen auch wenn das Problem "klitzeklein" ist?
Hm...wie soll ich diesen Situationen in Zukunft begegnen? Ich merke, dass ich eine Lösung für dieses Problem suchen oder selbst erarbeiten muss, denn sonst nerve ich mich ab den "Normalos" bis ins Unendliche!
Eure in Gedanken abgedriftete Chili

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